Harte Jahre – Mario Vargas Llosa
Buchvorstellungen

Harte Jahre – Mario Vargas Llosa

August 9, 2020

„Haben Sie vergessen, dass Guatemala ein souveränes Land ist und sie nur ein Botschafter sind, kein Vizekönig und kein Statthalter?“, fragt Jacobo Árbenz, der Präsident des mittelamerikanischen Landes den Entsandten der Vereinigten Staaten. Es ist das Jahr 1954 und die Frage offensichtlich rhetorisch gemeint. Die Antwort des Diplomaten: schallendes Gelächter. Denn kurze Zeit später bringt ein Militärputsch die Regierung Árbenz zu Fall – mit freundlicher Unterstützung der CIA. Und zwar vermittels einer üblen Lüge, die als Wahrheit durchgeht: In den USA hatte der Bananenkonzern United Fruit in Umlauf gebracht, Árbenz billige und unterstütze die Ausbreitung des sowjetischen Sozialismus auf dem Kontinent. Es ist eine Lüge, die ganz Lateinamerika verändern wird …

Umschlag „Harte Jahre“

Inhalt

Wieder erzählt Mario Vargas Llosa aus der Geschichte Südamerikas. Ein Kapitel der Unterdrückung und Ausblutung seitens der großen nordamerikanischen Kraft. Damals wie heute ging es nur um Geld, Gier, Macht und es spielte der Kalte Krieg eine Rolle: die Furcht, ein weiteres sozialistisches Land im Bund mit der Sowjetunion vor der Nase des (Nord-)amerikanischen Kapitalismus. Das wäre fatal gewesen.

Genau diesen Umstand machte sich die United Fruit zunutze. Unter Árbenz sollte plötzlich ein Staat nach dem Vorbild der USA entstehen. Firmen, die bisher von einer steuerlichen Belastung nicht betroffen waren, weil sie die Bananenrepublik einfach ausbeuteten, sollten legal agieren: Steuern bezahlen, Urlaub gewähren, Gewerkschaften zulassen.

Da Árbenz, um die Wirtschaft anzukurbeln, ungenutzte Agrarflächen verstaatlichte, um sie armen und mittellosen Menschen für den Aufbau einer Existenz zu überlassen, war der Gedanke an sozialistische Unterwanderung nicht weit.

Das US-amerikanische Außenministerium initiierte eine Kampagne gegen Guatemala. Die CIA intervenierte daraufhin im Juni 1954 in Zusammenarbeit mit oppositionellen guatemaltekischen Militärs (Operation PBSUCCESS). Lange Jahre wurde angenommen, dass diese Kampagne auf Intervention der United Fruit Company (UFC) erfolgte. Die UFC hatte in Guatemala ihre größten Plantagen und war zudem noch Eignerin der International Railways of Central America und des damals einzigen Karibikhafens des Landes, Puerto Barrios. Die kürzlich freigegebenen Akten der CIA über die Aktion lassen jedoch den Einfluss der United Fruit Company eher gering erscheinen. Nach diesen Informationen sollte die Intervention eher als Teil der Truman-Doktrin betrachtet werden, um einer vermuteten kommunistischen Bedrohung aus Zentralamerika vorzubeugen. 1954 wurde Arbenz auf Betreiben der USA gestürzt und durch den Diktator Carlos Castillo Armas ersetzt. Innerhalb kürzester Zeit machte dieser sämtliche sozialen Reformen einschließlich der begonnenen Agrarreform rückgängig. Er wurde 1957 ermordet. Ydígoras, ebenfalls aus den Reihen des guatemaltekischen Militärs, unter der Herrschaft Ubicos verantwortlich für zahlreiche Massaker und die brutale Niederschlagung verschiedener Aufstände in Guatemala, wurde sein Nachfolger.

wikipedia.de

Wie liest sich der Roman?

Konzentration ist gefragt. Aber das kennen wir von Llosas Büchern. Der Einstieg in „Harte Jahre“ kommt einem Sachbuch nahe. Im ersten Drittel schwirren Namen, Jahreszahlen, Tatsachen herum, durch die man sich erst einmal kämpfen, sie verdauen muss.

Nach besagtem ersten Drittel wird es besser: Der Roman wird zu einem Abenteuer, das die historischen Personen in einer wahrlich harten Zeit zeigt. 

Fazit

Ein historischer Abenteuerroman, der die Geschichte Guatemalas und dabei von politischen Machenschaften, den ganzen lateinamerikanischen Kontinent betreffend, erzählt.

Eine Leseempfehlung, auch wenn ähnliche Themen zum Beispiel schon von dem guatemaltekischen Literaturnobelpreisträger Miguel Ángel Asturias (Bananen – Trilogie: „Sturm“; „Der grüne Papst“; „Die Augen der Begrabenen“) behandelt worden sind.

Eine lesenswerte Buchbesprechung zum Roman hat der Förderkreis des Ibo- Amerikanischen Instituts e.V. veröffentlicht: https://foerderkreis-des-iai.org/2020/04/07/mario-vargas-llosa-harte-jahre/

  • ISBN: 978 3 518 42930 3
  • Verlag: Suhrkamp
  • Aus dem Spanischen von Thomas Brovot

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