Durch flache Wellen und stürmische Gischt gleitet die Bel-Ami, vorbei an schroffen Felsen und funkelnden Mittelmeerstränden. Maupassant lässt seine Gedanken vom Wind davontragen, verfasst ein Tagebuch der Träumereien, sinniert über Geist, Gesellschaft, Krieg und Liebe. Ein Bericht von zeitloser Überzeugungskraft, getragen vom launischen Mistral. (Klappentext)
Maupassant segelt mit seiner Jacht Bel-Ami, unterstützt von zwei Seeleuten, zehn Tage lang von Antibes bis nach Saint Tropez.
Er philosophiert nicht nur über alle möglichen Themen, die ihm in den Sinn kommen, wie zum Beispiel das Leben in der heutigen (seinerzeit) Gesellschaft.
Zum Thema Arbeit (Büro, Fabrik usw.) sagt der Autor:
Alle Tage, Wochen, Monate, Jahreszeiten, Jahre gleichen sich. Man kommt zur gleichen zeit; man isst zur gleichen Zeit sein Dejeuner; man geht zur gleichen Zeit; und das vom zwanzigsten bis zum sechzigsten Jahr. Nur vier Vorfälle machen eine Epoche: die Hochzeit, die Geburt des ersten Kindes, der Tod von Vater und Mutter. Sonst nichts; pardon, die Beförderungen. Man weiß nichts von gewöhnlichen Leben, von der Welt! Selbst von frohen, sonnigen Tagen in den Straßen und vom Durch-die-Felder-Streifen hat man keine Ahnung, denn nie wird man vor der festgesetzten Stunde herausgelassen. Um acht Uhr früh begibt man sich in Haft; das Gefängnis öffnet sich um sechs, wenn es dunkel wird. Zur Entschädigung hat man jedoch für fünfzehn Tage im Jahr tatsächlich das Recht – übrigens ein umstrittenes, erkauftes, missgönntes Recht -, in seiner Behausung eingeschlossen zu bleiben. Denn wohin sollte man ohne Geld fahren?
Seiten 102/ 103
Nebenbei zeigt Maupassant, wie die Küste Frankreichs aussieht, Natur, Land und Leute. Unter anderem beschreibt er Saint Tropez, in einer Zeit, in der der heutige Luxusort noch ein einfaches Fischerdorf war.
Der Roman, in Tagebuchform gehalten, ist in literarisch wertvoller Sprache, ohne zu übertreiben, ein Leckerbissen für Leser, die Besonderes suchen.
ISBN:978 3 293 20926 8
Verlag: Unionsverlag
Aus dem Französischen von Cornelia Hasting
Mit einem Nachwort von Julian Barnes