Jitpleecheep ermittelt in Bangkok
Der schwarze Marine in dem grauen Mercedes wird bald am Biss der Naja siamensis sterben, aber das wissen wir, Pichai und ich, noch nicht (die Zukunft ist unergründlich, sagte Buddha).
1. Satz des Romans
Schon mit dem ersten Satz zieht es den Leser sogartig in eine fremde Welt. Eine Welt, in der verschiedenste Kulturen miteinander verschmelzen, in der das Leben – auf eine für unser Verständnis – fremde Art und Weise funktioniert.
Die Hauptfigur, der Ermittler Sonchai Jitpleecheep, ist ein Mischling. Seine Mutter, die ihren Körper in der Hoffnung auf ein besseres Leben verkaufte (so wie viele andere Frauen, und auch Männer), lernte irgendwann einen US Soldaten kennen und ging mit ihm nach Amerika, dort beschlossen sie, ein Kind in die Welt zu setzen. Doch Sonchais Mutter hielt es nicht lang in Amerika aus. Sie kehrte nach Bangkok zurück.
Uns Thais ist nicht klar, wie einfach sich das Leben im Westen gestaltet. Zu einfach. Der bescheidenste Beitrag – vierzig Wochenstunden einer wenig anspruchsvollen mechanisierten Tätigkeit – beschert dem Menschen einen Wagen, eine Wohnung, ein Bankkonto. Andere Geschenke des Systems – ein Ehepartner, ein oder zwei Kinder, eine kleine Gruppe von Freunden – stellen sich genauso automatisch ein wie Hilfe jeder Art. Das bedeutet, dass eine ganze Hemisphäre an Ereignislosigkeit eingeht.
Seite 323
Der Krimi erzählt vom Leben in einer überquellenden Stadt, aber auch vom Schmuggel mit Jade, vom Drogenhandel, von Korruption, von Prostitution.
Es ist ein eindrucksvoller Roman. Er zeigt uns nicht nur eine völlig fremde Welt auf, die auch von einem anderen Denken beherrscht wird, er versucht auch Erklärungen zu finden, warum sich die Welt in ihrer Lebensweise so unterscheidet.
Der Westler (Farang), angezogen vom Sog einer anderen Welt, in der es Abenteuer zu erleben gibt, in der er glaubt, alles mit seinem Geld regeln zu können, möchte die Stadt nicht nur einmal erleben. Vielleicht lässt sich so erklären, warum die meisten Farangs öfter nach Thailand fliegen.
Viele Westler glauben, der Thai lebe in einem Paradies der Narren. Vielleicht, aber darauf könnte der Thai erwidern: Hat der Westler sich nicht eine Hölle der Narren eingerichtet?
Seite 334/ 335
Ein Roman, eine Trilogie, die ihren Auftakt mit „Der Jadereiter“ feierte, die sich zu lesen lohnt. Durchgehend spannend, von fremden Welten berichtend, dadurch den fernwehgeplagten Leser ansprechend. Krimis, die seinesgleichen suchen.
Klappentext
Im brodelnden Bangkok jagt der buddhistische Polizist Sonchai die Mörder von William Bradley, einem skrupellosen amerikanischen Jadehändler. Die Suche gerät zu einer Reise in die eigene Vergangenheit, in die Unterwelt Bangkoks, in die Bordelle des berüchtigten achten Bezirks bis hinein in die Vorzimmer der amerikanischen Botschaft.
- ISBN: 978 3 293 20875 9
- Verlag: Unionsverlag
- Aus dem Englischen von Sonja Hauser
Die „Jitpleecheep ermittelt in Bangkok“ – Reihe
- „Der Jadereiter“
- „Bangkok Tattoo“
- „Der buddhistische Mönch“