Amitav Ghosh nimmt uns in seinem neuen, epischen Roman mit in eine Welt, wo Menschen und Tiere auf der Flucht vor Überschwemmungen, Waldbränden, Stürmen und der Erwärmung der Ozeane in eine ungewisse Zukunft aufbrechen müssen – und in der alte Mythen und Legenden eine neue Bedeutung bekommen.
Da ist Rafi, ein junger Mann aus Westbengalen, der auf dem langen Weg nach Europa seinen Freund Tipu verloren hat und jetzt in Venedig festsitzt. Da ist Piya, eine Meeresbiologin und Umweltaktivistin, die die Routen von Delfinen und Walen auf der Suche nach neuen Lebensräumen begleitet und dokumentiert. Und da ist Deen Datta, ein Sammler seltener Bücher und Schriften, den die Stürme des Lebens aus seinem stillen Alltag als Antiquar in Brooklyn vertrieben und auf eine Reise über Indien, Los Angeles bis nach Indien geschickt haben.
In Venedig, auf dieser uralten Insel an der Küste des Mittelmeers, seit jeher Zuflucht für Menschen aus aller Welt, Umschlagplatz für Waren und Geschichten, Schicksale und Hoffnungen, treffen die Wege von Rafi, Tipu, Piya und Deen aufeinander. Sie sind verbunden durch eine uralte bengalische Legende, doch keiner von ihnen ahnt, dass deren Geheimnis und Ursprung genau hier, in der Lagunenstadt verborgen liegt. (Klappentext)
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Deen steht im Mittelpunkt des Romanes. Während einer Reise nach Indien, bei der er nach alten Schriften und Texten sucht, wird ihm von einem mysteriösen Schrein erzählt. Viele Legenden, die hier in der Gegend lebendig gehalten werden, sind ihm aus seiner Kindheit bekannt, da seine Familie ursprünglich aus dem bengalischen Raum stammt. Doch von dieser Legende, die jenen Schrein umhüllt, kennt er nur Fragmente. Er taucht ab in die Sundabarns, in die gefährlichen Mangrovenwälder, um den Schrein zu finden.
Das Geheimnis der Legende um den Schrein zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch, auch wenn der Text im Laufe der Geschichte aufzeigt, welche Umweltkatastrophen uns schon jetzt heimsuchen, warum es Klimaflüchtlinge gibt und warum uns mitten in Europa plötzlich Tiere und Pflanzen aus den Tropen begegnen.
Ein lesenswertes Buch, ohne erhobenen Zeigefinger. Aber mit dem Finger genau auf der Wunde. Ein Paradebeispiel dafür, wie wir über die großen Probleme unserer Zeit diskutieren können – aufzeigen, handeln, ohne Schuldzuweisungen.
• ISBN: 978 3 89667 646 7
• Verlag: Karl Blessing
• Aus dem Englischen von Barbara Heller und Rudolf Hermstein