Havanna brodelt: Der historische Besuch Obamas und das legendäre Rolling-Stones-Konzert stehen kurz bevor. Amerikanische Touristen johlen in den Straßen, exklusive Bars servieren teure Drinks. Inmitten der Aufbruchstimmung ermittelt Conde in einem unliebsamen Fall: Ein berüchtigter Kunst-Zensor wird tot aufgefunden, ein Mann, der etliche Leben zerstörte.
Gleichzeitig vertieft sich Conde in eine kubanische Legende: 1909, als der Halley’sche Komet für Weltuntergangsstimmung sorgt, entzündet ein Mord im Rotlichtmilieu eine Fehde zwischen zwei Gangsterbossen. Zu Condes Überraschung ergeben sich zwischen Gegenwart und Vergangenheit ungeahnte Verbindungen.
In einem Havanna zwischen Rausch und Verzweiflung beschwört ein epischer Kriminalfall Echos eines bewegenden Jahrhunderts herauf. (Klappentext)
Das Buch
Mario Conde ist schon fast dreißig Jahre kein Polizist mehr. Er handelt mit gebrauchten Büchern. Seitdem dieses Geschäft nicht mehr richtig läuft, verkauft er eigentlich alles. Bis er einen Anruf seines Freundes Manolo Palacios erhält. Sein alter Polizeifreund bittet ihn um Hilfe.
Havanna erwartet in wenigen Stunden den US-Präsidenten Obama. Die Kubaner sind ganz aufgeregt: Ein US-Präsident, der um eine Annäherung der beiden Staaten bemüht ist. Eigentlich unglaublich. Kurz danach sollen auch noch die „Stones“ auftreten. Kurz: Die Polizei ist überlastet, da kommt der Mord an diesem Ekel sehr ungelegen.
Der Ermordete war in seinen jungen Jahren (den Zeiten des Sozialismus) einer der schärfsten Kunst-Zensoren im Land. Er demütigte Künstler, nahm ihnen ihre Werke, ihre Würde. Nicht wenige begingen Selbstmord. Verständlicherweise ist Conde gar nicht begeistert, in diesem Fall der Polizei zu helfen. Bis er plötzlich Parallelen zu einem sehr lange zurückliegenden Fall zu erkennen glaubt.
Conde beschäftigt sich nebenbei mit einem historischen Ereignis: 1910 war der Weltuntergang vorhersehbar. Der Helley’sche Komet sollte auf die Erde fallen und alles auslöschen. In den vermeintlich letzten Tagen der Erde ereignete sich in Havannas Rotlichtmilieu ein seltsames Verbrechen.
Aufbau
Leonardo Padura erzählt diese Geschichte mit Hilfe von Rückblenden. Während Mario Conde im Hier und Jetzt ermittelt und sich in der wenigen freien Zeit, die ihm neben seinen Freunden – der Dünne kommt aus Miami zurück; seine Lebensgefährtin wird auf unbestimmte Zeit zu ihren Kindern und Enkeln nach Italien reisen – mit der Geschichte Kubas um 1910 auseinandersetzt, fallen die Rückblenden fast heimtückisch ins Geschehen.
Manchmal ist man dabei, wie Mario Conde gewisse Dinge von damals erfährt. Viel öfter begleitet der Leser den jungen Polizisten Arturo Saborit durch das Kuba am Anfang des 20. Jahrhunderts.
Fazit
Ein unbedingt zu empfehlender Roman mit einer unglaublichen Kulisse, die Ereignisse aus der Geschichte Kubas in etwa 100 Jahren umspannt. Krimi, Geschichte und Politik in einem Roman.
Die Mario-Conde-Romane (Reihenfolge)
- Ein perfektes Leben (Havanna-Quartett, Band 1); 1991; Unionsverlag
- Handel der Gefühle (Havanna-Quartett, Band 2); 2004; Unionsverlag
- Labyrinth der Masken (Havanna-Quartett, Band 3); 1997; Unionsverlag
- Das Meer der Illusionen (Havanna-Quartett, Band 4); 1998; Unionsverlag
- Adios Hemingway; 2001; Unionsverlag
- Der Nebel von gestern; 2008; Unionsverlag
- Der Schwanz der Schlange; 2012; Unionsverlag
- Ketzer; 2013; Unionsverlag
- Die Durchlässigkeit der Zeit; 2019; Unionsverlag
- Anständige Leute; 2024; Unionsverlag
ISBN, Verlag, Übersetzer
• ISBN: 978 3 293 00621 8
• Verlag: Unionsverlag Zürich
• Aus dem Spanischen von Peter Kultzen
Links
• Leonardo Padura bei wikipedia
• Obama-Besuch auf Kuba: Deutschlandfunk 20.03.2016
• Halley’scher Komet – Massenpanik 1910: planet-wissen.de