Der Tunnel – Bernhard Kellermann
Buchvorstellungen

Der Tunnel – Bernhard Kellermann

September 18, 2022

Mit dem „Tunnel“ im Titel ist ein riesiges Projekt gemeint, um das sich der Roman dreht. Der Ingenieur Mc Allen hat eine Zukunftsvision: Er möchte die Kontinente (gemeint ist Amerika und Europa) miteinander verbinden. Innerhalb kürzester Zeit soll es zukünftig möglich sein, den Atlantik in einem Zug sitzend, zu unterqueren.

Mc Allen schafft es, Geldgeber zu finden, und beginnt seinen hart ausgearbeiteten Plan umzusetzen. Von mehreren Seiten gleichzeitig beginnen die Bauarbeiten. Ein Tunnel ungeahnter Größe gräbt sich tiefer und tiefer in die Erde. Eisenbahnen folgen den neu gelegten Schienen. Bis sich ein schweres Unglück ereignet.

Mein Eindruck
„Der Tunnel“ reiht sich in die lange Liste der alten SF ein, die ich immer „technische Märchen“ nenne. Ich glaube, den Roman neben den Werken von Hans Dominik oder Kurd Lasswitz stellen zu können.

Bevor man zu dieser Lektüre greift, sollte man sich im Klaren sein, dass dieser Roman 1913 erstmals erschien. Viele Ansichten sind dementsprechend verstaubt, andere dagegen erschreckend gegenwärtig. Als veraltet und für mich erstaunlich rückständig empfand ich den beschriebenen Umgang zwischen den Geschlechtern. Ich weiß nicht mehr, ob mir das bei der Lektüre von Hans Dominik vor vielen Jahren auch auffiel.
Natürlich überholte auch die Technik die Idee von einer Eisenbahn unter dem Meer. Selbst wenn es sie geben würde, Flugzeuge sind heute um einiges schneller.
Versetzt man sich zurück: Der Flugzeugbau steckte noch in den Kinderschuhen. Amerika wurde erst vor kurzem mit dem Streckennetz der Eisenbahn überzogen (auch dabei gab es viele Tote). Skrupellose Finanzhaie gab es damals genauso wie heute (das meinte ich mit „erschreckend gegenwärtig“). Das frühe zwanzigste Jahrhundert war so etwas wie die goldene Zeit der Ingenieure (man denke nur an das Projekt „Atlantropa“ – und das war real).

Alles in allem, auch wenn es ein altes Buch ist, so ist es dennoch lesenswert. Es zeigt auch heute noch auf, wie abhängig der Mensch vom Geld und von seiner gesellschaftlichen Stellung ist. In der Hinsicht leben wir immer noch wie vor hundert Jahren.

ISBN: 978 3 949452 28 4
Verlag: Hirnkost Berlin
Herausgeber: Hans Frey

Mit einem Vorwort von Andreas Eschbach.

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