No Country for Old Man
Bei einem morgendlichen Ausflug in die texanische Wüste findet Hobbyjäger Llewelyn Moss eine gespenstische Szenerie vor: mehrere Leichen, eine Pick-up-Ladefläche voller Heroin und am Ende einer Blutspur einen Koffer mit 2,4 Millionen Dollar.
Er behält das Geld – sein erster Fehler. Der Zweite: In der Nacht kehrt er zum Tatort zurück, um seine Spuren zu verwischen. Und gerät ins Visier des eiskalten Killers Chigurh. (Klappentext)
Es ist eine Dreiecksgeschichte. Einmal ist da Sheriff Bell. Ein alternder Gesetzeshüter, der jener guten alten Zeit hinterher trauert, in der er sich nur um Nachbarschaftsstreitigkeiten zu kümmern brauchte. Jetzt steht er vor einem Haufen Leichen und es werden immer mehr. Was ist nur aus der Menschheit geworden?
Dann ist da Hobbyjäger Llewlyn. Er weiß genau, sein größter Fehler war, das Geld mitzunehmen. Trotzdem versucht er waghalsig, sich und seine Frau zu retten, möchte alles gewinnen. Doch wer kann das schon?
Die dritte Figur im Bunde ist der gefühllose Killer Chigurh. Unerbittlich folgt er seinen Opfern, lässt keinen Auftrag unbearbeitet.
Der Roman ist straff erzählt, kein Wort ist zu viel. Der Spannungsbogen braucht keine Stütze, hält sich durch die Dramatik selbst.
Und doch ist der Roman auch philosophisch zu betrachten: McCarthy stellt immer wieder Fragen nach dem Sein, nach der Entwicklung des Menschen. Er spickt den Thriller mit Lebensweisheiten.
„Jeder Augenblick im Leben bildet eine Abzweigung, und jeder verlangt eine Entscheidung. Irgendwo haben Sie eine Wahl getroffen, aus der sich alles bis hierher ergeben hat. Da wird peinlich genau Buch geführt. Die Form ergibt sich. Keine Linie lässt sich ausradieren.“
Seite 235
McCarthys Romane lassen sich in gewisser Weise mit den brutalen Italowestern der sechziger Jahre vergleichen. Auch dort wurde die Entwicklung der Menschen als hoffnungslos, in die falsche Richtung gehend, abgetan. Weltuntergangsstimmung, wie in McCarthys Büchern auch. Weitere Parallelen: Die Hauptfiguren sind immer zynisch, vom Leben enttäuscht.
Alles in allem: Ein zynischer, mit Lebensweisheiten gespickter Thriller/ Western in literarischem Gewand.
ISBN: 978 3 499 24288 5
Verlag: Rowohlt
Aus dem Amerikanischen von Nikolaus Stingl
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