Buchvorstellungen

Der Tag, an dem die Sonne starb – Yan Lianke

September 1, 2024

In einem kleinen Dorf in den Bergen, wie es in China zahllose gibt, lebt der vierzehnjährige Li Niannian mit seinen Eltern, die einen Bestattungsladen betreiben. Niannian bezeichnet sich als Niemand, „ein Staubkorn auf einem Haufen Sesam, eine Nisse auf einem Kamel, einem Ochsen oder Schaf“. Alle nennen ihn den dummen Niannian, doch gerade er wird zum unbestechlichen Chronisten der unheimlichen Begebenheiten, die sein Dorf heimsuchen und sich im Laufe einer zunehmend bizarrer werdenden Nacht zutragen.
Zunächst bemerkt er ein seltsames Ereignis: Statt sich bettfertig zu machen, tauchen immer mehr Nachbarn auf den Straßen und Feldern auf und gehen ihren Geschäften nach, als wäre die Sonne noch nicht untergegangen. Ratlos bemerkt er, dass sie traumwandeln und dabei ihre Wünsche ausleben, die sie während der wachen Stunden unterdrückt haben. Immer mehr Traumwandler tauchen auf, und es dauert nicht lange, bis die Gemeinde im Chaos versinkt. Als der Morgen anbricht, die Sonne aber ausbleibt und die Nacht nicht zu enden droht, erhält das von seinem Vater über Jahre gesammelte Leichenöl der Kremierten eine neue Bedeutung, und es liegt nun an Vater und Sohn, die Stadt mit einem Sonnenaufgang in den neuen Tag zu führen.
(Klappentext)

Es dauert etwas, sich in den Roman hineinzufinden, aber es lohnt sich. Die bildhafte, literarische Sprache zieht den Leser durch die Ereignisse dieser Nacht. Traumwandelnde morden, stehlen, geraten in Streit, arbeiten, leben.
Es gibt viel Interpretationsspielraum, was die chinesische Gesellschaft als solches betrifft.
Ein wichtiger Roman, der gelesen und verstanden werden will.

• ISBN: 978 3 7518 0965 8
• Verlag: Matthes und Seitz Berlin
• Aus dem Chinesischen von Marc Hermann

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